Was uns verbindet – Nachklang zum Jubiläumskonzert

Musik als Raum der Gemeinschaft.

 

Das Jubiläumskonzert des Sinfonieorchesters Opus 125 unter der Leitung von Javier Álvarez und dem Förderverein der Festhalle Viersen war nicht nur ein musikalisches Ereignis, sondern ein Moment gelebter Gemeinschaft. Die folgenden Worte, die Álvarez anlässlich des Festakts sprach, spiegeln wider, was Musik vermag: Menschen nicht nur nebeneinander, sondern miteinander sein zu lassen – im gemeinsamen Erleben, im Teilen eines besonderen Raumes und eines besonderen Augenblicks.

 

 

 

Javier Álvarez Fuentes – Musikalischer Leiter Sinfonieorchester OPUS 125  zum Jubiläumskonzert am 22.11.2025 in der Festhalle Viersen.

 

„Sehr geehrte Mitglieder des Fördervereins der Festhalle Viersen e.V., sehr geehrte Mitglieder des Sinfonieorchesters Opus 125 e.V., liebes Publikum,

 

zuallererst möchte ich Ihnen danken, dass ich heute hier mit Ihnen Musik machen darf und die Möglichkeit habe, ein paar Worte an Sie zu richten.
Seitdem man mir die Gelegenheit gegeben hat, bei diesem Jubiläum zu sprechen, habe ich darüber nachgedacht, was dieses Gebäude und dieses Orchester eigentlich gemeinsam haben.

 

Reicht es etwa aus, dass beide an diesem Datum ein Jubiläum feiern? Reicht es, dass uns die Festhalle in ihrem Inneren aufnimmt, damit wir dieses Konzert geben können? In dieser Überlegung wandte sich meine Aufmerksamkeit dem Alltag zu, der uns umgibt. Wir sind jeden Tag „zusammen“ mit anderen Menschen: in Cafés, an Bushaltestellen, im Supermarkt, auf der Straße. Wir sind „nebeneinander“, aber wir sind nicht unbedingt „miteinander“.

 

Das „Miteinander“ entsteht erst in der gemeinsamen Erfahrung (etwas zusammen erleben), im Etwas-gemeinsam-Haben. Das ist Gemeinschaft, nicht Gesellschaft. Gesellschaften erfordern nicht, dass wir uns kennen, dass wir etwas voneinander wissen; aber für das Leben in Gemeinschaft ist genau das unverzichtbar.

 

Schauen Sie nun bitte auf die Wände, die uns hier umgeben und uns von der Außenwelt trennen. Sie scheinen uns von dem abzuschneiden, was draußen geschieht, und gleichzeitig drängen und zwingen sie uns, hier drinnen zusammen, dicht nebeneinander zu sitzen. Noch mehr: Diese Trennung vom Außen erzeugt hier im Inneren überhaupt erst den Raum, in dem wir alle gemeinsam eine Erfahrung teilen können – die Erfahrung, Musik zu machen. Denn Musik entsteht nicht nur durch die Musiker hier auf der Bühne. Sie entsteht ebenso durch die Zuhörer, die die Musik als Musik und die Kunst als Kunst erkennen müssen.

 

Die Festhalle ermöglicht es uns also, sie zu bewohnen, und indem wir sie bewohnen, verbindet sie uns miteinander in der gemeinsamen Erfahrung des Musizierens, des Kunst-Machens. Und genau das geschieht auch mit Opus 125: einem Orchester, das aufgehört hat, „amateurhaft“ zu sein (ein Begriff, der lediglich das Nicht-Professionelle bezeichnet), um ein gemeinschaftliches Orchester zu werden.

 

Mit dieser Haltung treffen wir uns jeden Dienstag zur Probe. Die Musik wird zu dem gemeinsamen Etwas, das die Türen dafür öffnet, dass wir einander näher kennenlernen.

 

Und genau das haben wir als ein charakteristisches Merkmal in alle Projekte getragen, die wir in den letzten Jahren entwickelt haben – Projekte, die Kinder und Jugendliche und ihre Familien dazu bewegt haben, Musik aktiv zu erleben und sich um sie herum zu versammeln.

 

Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Aufmerksamkeit – für Ihre Bereitschaft, Worte zu hören, die nicht über die technische Seite der Musik sprechen, sondern über ihren Sinn und ihre Bedeutung.“

 

Mehr über den Dirigenten und musikalischen Leiter Javier Álvarez Fuentes