Carl Nielsen (1865–1931)
Aladdin Suite, op. 34 (1918)
Orientalischer Marsch – Aladdins Traum und Tänze des Morgens – Hinduischer Tanz – Chinesischer Tanz – Markt in Isphahan – Der Tanz des Negers
Die Aladdin Suite entstand größtenteils im Sommer 1918 und wurde 1919 vollendet. Carl Nielsen komponierte sie ursprünglich als Bühnenmusik für das Königliche Theater in Kopenhagen, genauer gesagt für das Theaterstück Aladdin von Adam Oehlenschläger. Dieses Schauspiel wurde vom Regisseur Johannes Poulsen inszeniert, mit dem Nielsen jedoch bald in heftige künstlerische Auseinandersetzungen geriet.
Poulsen kürzte die Musik radikal und änderte die Reihenfolge der Sätze, sodass Nielsen aus Protest seinen Namen aus dem Programmheft entfernen ließ. Da die Premiere nicht sehr erfolgreich war, wurde sie nach nur 15 Auftritten wieder eingestellt.
Trotz dieses schwierigen Starts entwickelte sich Nielsens Musik unabhängig vom Bühnenstück weiter. Die bekannteste Zusammenstellung aus der vollständigen Bühnenmusik ist heute die siebensätzige Aladdin Suite, die regelmäßig als Konzertwerk aufgeführt wird.
Nielsen schafft mit rhythmischer Vielfalt, großer Instrumentierung und verschiedenen Klangfarben eine exotische Atmosphäre. Er hat in seiner Musik Klänge verwendet, die für europäische Ohren damals „orientalisch“ oder „fremd“ klangen – also so, wie man sich den Orient im frühen Europa vorgestellt hat. Aus heutiger Sicht muss man das kritisch sehen, weil die Musik eher ein Fantasiebild zeigt als eine echte kulturelle Darstellung.
Es ist wichtig, zu hinterfragen, was bestimmte Musik ausdrücken soll, denn nur wenn wir die Geschichte dahinter kennen, können wir sie richtig verstehen.
Ein wichtiger Moment im Theaterstück ist Aladdins Hochzeit – ein großes, buntes Fest, zu dem viele verschiedene Völker eingeladen sind. Nielsen hat für diesen Teil mehrere Musikstücke geschrieben, in denen man hört, woher die Gäste angeblich kommen: zum Beispiel aus Arabien, China, Indien, Afrika oder der Mongolei. Er hat typische Klänge verwendet, die man damals mit diesen Ländern verbunden hat – auch wenn sie mit der tatsächlichen Musik dieser Kulturen wenig zu tun haben. Das war Teil der exotischen Darstellung, wie man sich fremde Länder früher oft vorgestellt hat. Auch die Gefangenen im Stück bekommen eine eigene Musik – sie klingt viel düsterer und bildet einen starken Gegensatz zum fröhlichen Fest. Damit zeigt Nielsen, wie unterschiedlich Musik Stimmungen und Geschichten erzählen kann.
Obwohl die Aladdin Suite am Anfang nicht sehr erfolgreich war, ist sie heute ein faszinierendes Orchesterwerk, das häufig aufgeführt wird.
Text: Leonie Herschbach, Standpunktredakteurin www.standpunktonline.com, Stufe 9, St. Wolfhelm Gymnasium
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