Ein großer, mitreißender Auftritt
MÖNCHENGLADBACH. - „Der Jazz ist so ziemlich die einzige heute existierende Kunstform, in der es die Freiheit des Individuums gibt, ohne dass dabei das Gemeinschaftsgefühl verloren geht.“ Ein Gemeinschaftsgefühl der besonderen Art erlebten die zahlreichen jugendlichen und erwachsenen Konzertbesucher des Herbstkonzerts des Symphonieorchesters OPUS 125 am vergangenen Sonntag in der ausverkauften Kaiser-Friedrich Halle in Mönchengladbach.

OPUS 125 hatte zum Broadway-Feeling mit populären Werken bedeutender Komponisten wie George Gershwin
und Leonhard Bernstein eingeladen und gewährte allen Kindern und jugendlichen Besuchern des Konzerts freien Eintritt. Gerade sie sind das Publikum von morgen und jeder weiß, wie wichtig das Konzertwesen und Musiktheater für ihre ästhetische und kulturelle Bildung ist. Unterstützt vom Verein der Freunde und Förderer der Musik in Mönchengladbach e.V. nutzten zahlreiche jüngere Besucher und Familien mit Kindern dieses Angebot.
Gleich zu Beginn bot das Orchester mit den fetzigen „Symphonic Dances“ aus Bernsteins West Side Story“ einen furiosen Auftakt. Vom cool schnipsenden Prolog über den rot glühenden Mambo bis zur lichten Paradies-Vision des Schlusses gelang Michael Mengen und seinen Musikern eine mitreißende, und bei aller Schlagkraft, immer noch dynamisch reich schattierte Darbietung dieses äußerst anspruchsvollen Werkes.
Höhepunkt des ersten Teil bildeten die Variationen über „I got rhythm“ des Komponisten George Gershwins. Der aus Kempen stammenden und international konzertierende Pianist Tobias Koch übernahm die Solopartien und begeisterte mit poetischem Feinschliff ebenso wie mit leidenschaftlich gespielten Forte-Ballungen.
Nach der Pause leitete ein Solostück des jungen Percussionisten und mehrfachen Bundespreisträgers des Wettbewerbes „Jugend musiziert“ Benedikt Mengen, ausgezeichnet mit dem Nachwuchsförderpreis des Orchesters OPUS 125, in die jazzige zweiten Halbzeit. Konzentriert und mäuschenstill folgten nicht nur die jungen Zuhörer seinem souveränen und inspirierendem Spiel auf dem Vibraphon.
Bei den Kompositionen und Arrangements von Leroy Anderson, Cole Porter und Duke Ellington hatten die Solobläser ihren großen Auftritt. Allen voran Markus
Türk, der mit seinen solistischen Einlagen ein Mönchengladbacher Heimspiel hatte. Er bekam ausreichenden Freiraum für sein individuelles Spiel auf seiner Trompete.
Weitere Solisten wie Johannes Seidemann, Alt- und Sopran-Saxophon, Erich Emmeding am Alt-Saxophon und Dr. Stefan Junker an der Klarinette zeigten ihr „jazziges Einfühlungsvermögen“ und sprachen Liebhaber der modernen Klassik als auch Freunde der Jazzmusik gleichzeitig an.
Mit der „Rhapsody in Blue“ von George Gershwin gelang ein mitreißendes Finale des Cross- over-Abends. Einmal mehr wusste Tobias Koch mit einer expressiven Interpretation zu überzeugen. Das Podium zitterte, die Musik glühte, der Dirigent strahlte. Ob einer solch gelungenen Darbietung - auch hinsichtlich der Programm- und Besetzungsauswahl – wurden Leiter, Orchester und Solisten begeistert gefeiert.